An einem sonnigen Sommertag lag Theo Thumsee faul in seinem Biberbau und seufzte. Boah, was das heute wieder langweilig! Nix passierte, seine Eltern besuchten Tante Tessi in der Marzoller Au, die ein wenig kränkelte, deshalb durfte er auch nicht mitkommen. Hach, wie war das öde, so ganz alleine! Plötzlich hörte er ein leises Gemurmel, das langsam näher kam. „Oh, wie schön, Badegäste besuchen meinen See“, freute sich Theo. Der kleine Biber liebte es, wenn die großen und kleinen Thumsee-Besucher mit ihm um die Wette schwammen, Musik spielten und vor allem – sich unterhielten. Da spitzte Theo seine kleinen, süßen Öhrchen besonders weit auf. Vielleicht gab es ja eine wichtige Neuigkeit? Theo lugte aus seinem Bau – nicht weit entfernt standen zwei Damen am Ufer, die sich angeregt unterhielten und lachten. Vorsichtig schwamm er ein wenig näher, um die beiden zu belauschen. Natürlich wusste Theo, dass man nicht lauschen darf, schließlich hatten ihn seine Eltern durchaus wohlerzogen, doch seine Neugier war wieder einmal stärker als jedes gute Benehmen.
„Sei's drum“, dachte sich Theo, „ich muss einfach wissen, was die beiden Ladies sich erzählen“.
Die Damen hießen Maren und Paula, soviel hatte der Biber schon herausgefunden. Doch worüber unterhielten sie sich da? „Mir hat das so gut getan“, erzählte Maren ihrer Freundin. „Einfach schweben und du fühlst dich wie neu geboren“. Paula lachte: „Na, dann steht unserer nächsten Bergtour ja nix mehr im Wege – das salzige Abenteuer hat dir anscheinend echt geholfen“. ABENTEUER? Hat da jemand Abenteuer gesagt? Theo wurde ganz aufgeregt – endlich passierte hier mal etwas Aufregendes! Er hörte weiter zu, um zu erfahren, was es mit dem schweben und dem Salz auf sich hatte. „Oh ja,“ seufzte Maren, „zuerst hatte ich ja so mit dem Heuschnupfen zu kämpfen, und jetzt das Zwicken im Rücken – wirklich lästig“. „Aber jetzt bin ich wieder fit wie ein Turnschuh“, freute sie sich. Paula staunte: „Und das hast du alles der Sole zu verdanken?“, „wirklich ein prima Stöffchen, bin beeindruckt.“ „Wo gibt es denn die Sole?“, fragte sie. Maren erklärte: „Die Sole lagert seit Millionen von Jahren geschützt von Felsgestein der Alpen unter Bad Reichenhall. Quellwasser löst dieses unberührte Urmeer-Salz aus dem Gestein und es wird zur Heilsole, die in der Alten Saline zu Tage gefördert wird. Sicher hast du schon einmal die großen Wasserräder in der Saline gesehen.“ Saline? Wasserräder? Sole? Theo verstand nur Bahnhof, doch sein Entdeckergeist war geweckt. „ich hab mir also einfach Termine im Kurmittelhaus gemacht und dann habe ich dort die Sole inhaliert und gebadet“, erzählt Maren weiter. „Und dann bin ich noch zusätzlich in die RupertusTherme und dort konnte ich förmlich in warmer Sole schweben, mehr geht ja fast nicht“. Paula konnte der Schwärmerei von Maren aber doch noch eins draufsetzen: „Na, dann solltest du aber auf jeden Fall noch im Königlichen Kurgarten vorbeischauen, dort sprudelt der Solespringbrunnen in der Sonne und das Gradierhaus versprüht feinsten, kühlen Solenebel. Ach ja, es gibt auch noch ein Sole-Kneipp-Becken und einen Solebrunnen in der Wandelhalle. Und wenn du noch mehr willst, dann empfehle ich dir ein Kurhotel, Gesundheitszentrum oder Spa – dort kannst du noch mehr Wohltuendes erleben.“ Paula holte erstmal Luft, nach so viel Sole-Erlebnissen.
„Hör auf!“, lachte Maren, ich bin ja noch länger hier im Urlaub, da möchte ich auch noch was zum Entdecken haben.“ „Aber ich muss schon zugeben, die Sole hat es mir schon sehr angetan, die hat so viel Power und ist vollkommen natürlich, so mag ich das. Ein echtes Wunder-Elixier.“ Nun hatte Theo genug gehört, ein Zaubermittel, mit dem man schweben konnte – das musste er mit eigenen Augen sehen – und vor allem ausprobieren!
Also machte sich unser kleiner Biber im Schatten der großen Bäume auf nach Bad Reichenhall. Er folgte dem Soleleitungsweg und schlich sich entlang der Saalach, durch Wälder und Auen bis in die Stadt. Zuerst entdeckte er einen großen Park, der von einem prächtigen, schmiedeeisernen Zaun umgeben war. Mächtige Bäume und tausende bunte Blumen waren darin zu sehen – und ein großer Springbrunnen. „Das ist er, das muss der Solespringbrunnen sein, von dem Maren und Paula erzählt haben.“, dachte sich Theo, und schon glitt er unbemerkt von den anderen Besuchern in den Königlichen Kurgarten hinein. Rund um den Solespringbrunnen saßen viel Menschen auf bequemen Holzstühlen in der Sonne. Theo sah sich um: Das große, dunkle Gebäude im Hintergrund hatte sein Interesse geweckt. „Das könnte dieses Gradierdings sein“, dachte er bei sich. Als er sich näherte, sah er den Wandelgang und die vielen, vielen Schwarzdornenbündel, die sich in dem Gebäude hoch und höher auftürmten. Theo schnupperte - es roch irgendwie anders, so ein wenig wie am Meer (obwohl Theo noch nie am Meer war, aber so stellt er es sich eben nun einmal vor) und die Luft war hier viel kühler als vor dem Gradierdings in der strahlenden Sonne. „Was machst du denn hier?“, hörte Theo eine tiefe Stimme über sich. Es war Gerhard, der für die Führungen durch das Gradierhaus zuständig war. „Was macht denn bitteschön ein kleiner Biber hier im Kurgarten – hast du dich verlaufen?“
„Ich? Nein, ich verlaufe mich niemals“, rief Theo empört aus.
„Ich möchte gerne in Sole schweben, kannst du mir dabei helfen?“ Gerhard überlegte kurz, dann schüttelte er den Kopf. „Nein, hier kannst du zwar deine Biber-Abwehrkräfte stärken, indem du ganz tief atmest, aber schweben lässt dich das Gradierhaus sicher nicht“, schmunzelte er. „Wie wäre es denn, wenn du mal im Kurmittelhaus fragst!“, schlug er vor. „Ich kenne da eine Johanna, vielleicht kann sie dir weiterhelfen.“ „Geh einfach an der Wandelhalle und der Konzertrotunde vorbei und dann stehst du schon fast davor“. Theo bedankte sich artig und hüpfte alsbald die Stufen zum Kurmittelhaus hinauf. „Ähämm, ähämmm!“, räusperte er sich lautstark, damit die Dame an der Rezeption ihn auch hörte. „Na, wer bist du denn und vor allem, was machst du denn hier?“, wunderte sich die Dame. „Ich suche Johanna und möchte gerne schweben“, sagte Theo mutig. Die Dame griff zum Telefonhörer und kurze Zeit später erschien eine Frau mit langen roten Haaren und einem freundlichen Lächeln. „Hallo, ich bin Johanna“, sagte sie. „Willst du zu mir?“ - Theo erzählte Johanna von dem Gespräch, dass er belauscht hatte und dass er gerne schweben wolle. Zwar konnte Johanna seinen Wunsch nicht ganz erfüllen, doch sie hatte eine andere Idee. Sie lud Theo zu einer Sole-Inhalation und einem Wannenbad mit Sole ein: „Tief einatmen und ausatmen,“, erklärte sie, als Theo mit einer kleinen Klammer auf der Nase durch einen komischen Apparat Soledampf inhalierte. Hui, das schmeckte ja schon salzig, aber fein! Danach durfte der kleine Biber in der Sole-Wanne plantschen und bekam im Anschluss daran sogar noch eine kleine Nackenmassage von der Therapeutin – hmm, war das schöööön! Theo klopfte mit seiner Kelle wohlig auf und ab, so wohl fühlte er sich. Doch dann fiel ihm wieder seine Mission ein – er wollte doch schweben! Johanna hatte eine Idee: „Schau doch mal in der RupertusTherme vorbei – das ist gar nicht weit – einfach durch den Kurgarten, über die Straße, durch den Rupertuspark und schon bist du da. Frag nach Marlene!“ „Jetzt aber nix wie los“, dachte sich Theo und so schnell ihn seine Biberfüßchen tragen konnten, rannte er zur Therme. „Ich bin Theo Thumsee und suche Marlene und ich möchte gerne schweben“, keuchte Theo ganz ausser Atem am Schalter der RupertusTherme. „Hey, Theo, ich bin Peter, warte kurz, ich hole dir etwas zu trinken und dann Marlene“, sagte der nette Mann hinter dem Tresen.
Kurz darauf erschien Marlene. „Hallo Theo, was kann ich für dich tun?“, fragte sie erstaunt.
„Ich will in Sole schweben, weil das doch so gut tut, haben die Damen am Thumsee erzählt“, berichtet Theo. Marlene überlegt kurz. „Naja, eigentlich haben wir schon geschlossen, aber für dich machen wir natürlich eine Ausnahme“, lachte sie. Zusammen gingen sie durch einen langen Gang hinunter zum Soleschwebebecken. Theo glitt in das Wasser. „Hui, ist das aber warm“, bemerkte er, viel wärmer als der Thumsee. Und noch etwas kam ihm komisch vor: Er ging ja gar nicht unter! „Ich liege ja auf dem Wasser, ohhhh, ich schwebe“, jubelte Theo glückselig. „Das liegt an dem 12%igen Salzgehalt im Wasser“, erklärt Marlene. „Der Auftrieb sorgt dafür, dass deine Gelenke weniger belastet werden und sich dein Körper leicht wie eine Feder anfühlt.“ Theo fand das himmlisch und juchzte fidel:
„Schweben ist sooo schööön!“
Ein wenig plantschte er noch im Solewasser herum, dann überkam den kleinen Biber plötzlich die Müdigkeit. Gähnend sagt er zu Marlene: „Ich will nach Hause, aber ich bin schon so schläfrig, hoffentlich schaffe ich es noch zu Fuß bis zum Thumsee“. Marlene hatte Mitleid mit Theo: „Weißt du was, ich mache eh jetzt Feierabend, ich kann dich schnell mit meinem Auto zum See hochfahren, wenn du magst.“ Und ob Theo wollte! Erst schweben und jetzt noch in einem echten Auto fahren – hui, besser konnte der Tag ja gar nicht enden. Gesagt, getan und schon war Theo in Windeseile am Thumsee der in der roten Abendsonne glitzerte. Natürlich war seine Familie bereits vom Besuch bei Tante Tessi zurück und warteten schon gespannt, was ihr kleiner Theo an diesem Tag Spannendes erlebt hatte. Sie staunten nicht schlecht, als unser Biber ihnen bis spät in die Nacht von seinen Sole-Abenteuern berichtete. Aber irgendwann fielen Theo dann doch die Äuglein zu und leise schnarchend träumte er schon von seinem nächsten Ausflug.