Lautes Krachen statt leiser Töne:

Weihnachten mit den Karlsteiner Böllerschützen

„Auf – Feuer!“ Mit diesem Kommando und dem passenden Handzeichen startet 1. Schützenmeister Matthias Ringlstätter die Choreographie der etwa 60 Böllerschützen aus Karlstein. Jetzt zur Weihnachtszeit kann man die Schützen bei der Ausübung des traditionellen Lärmbrauchtums besonders stimmungsvoll erleben. 

Etwa 60 Männer im Alter von 18 bis 75 Jahren sind bei den Böllerschützen in Karlstein organisiert und beim Trachtenverein „Kranzlstona Karlstein“ eingegliedert. Die Schützen tragen stets die offizielle Tracht bei ihren Terminen. Unterscheiden kann man Trachtler und Schützen durch ihre Kopfbedeckung: Die Trachtler tragen den „Aschauer-Hut“ mit Gams- oder Hirschbart, die Böllerschützen schmücken den dunklen Hut mit einer Spielhahnfeder.

Die Karlsteiner Schützen konnten heuer ihr 50jähriges Bestehen feiern, obwohl es das Brauchtum schon viel länger gibt. Freudenschüsse, Begrüßungsschüsse, Salutschüsse, Winter oder böse Geister vertreiben: das Schießen ist fest in der Tradition des Berchtesgadener Landes verankert und inzwischen sogar immaterielles Kulturerbe. Ab 18 Jahren darf man aktiv bei den Schützen dabei sein, männlich muss man sein, das Interesse der Jugend ist groß. „Nachwuchsprobleme haben wir keine,“ freut sich Ringlstätter, „trotzdem ist uns jeder willkommen, der Interesse an unserem Brauchtum hat.“

Geschossen wird meist am Standplatz beim Seppenbauer in der Zwieselstraße. Ein Großteil der Schützen besitzt einen Handböller, vereinzelt wird mit einem der großen Schaftböller geschossen.

Schon von weitem ist das typische „Klick, klick, klick“ zu hören: Die Schützen laden ihre Böller mit Schwarzpulver, Zündhütchen und verdämmen dann den Böller mit einem Holzstöpsel oder Korken, der mit einem Hammer ins Rohr geschlagen wird. Böller fallen übrigens nicht unter das Waffen-, sondern unter das Sprengstoffgesetz. Jeder Handböller ist eine Einzelanfertigung, manche der Schützen haben ihren Böller sogar selbst gebaut. „Der Böller durchläuft einen Check durch das Beschussamt und wird alle 5 Jahre überprüft,“ erklärt Matthias Ringlstätter. Das Schwarzpulver des Schützenvereins wird aus Sicherheitsgründen in einem Bunker gelagert. Etwa 1-2 kg Schwarzpulver benötigt ein Schütze pro Jahr.

Grundsätzlich wird bei Brauchtumsveranstaltungen, Gedenkmessen der Karlsteiner Vereine,
Hochzeiten, Beerdigungen von Mitgliedern des Veteranenvereins und an Weihnachten, Silvester und Neujahr geschossen. Demnächst stehen vier Termine in Karlstein an, bei denen man das Krachen der Böller miterleben kann: Am 23.12. um 15 Uhr positionieren sich die Schützen einzeln verteilt auf den Anhöhen rund um Karlstein. „Das ist uns aus der Corona-Zeit geblieben, als wir uns nicht versammeln durften. Der Rundum-Hall war so beeindruckend, dass wir den Termin und die Aufstellung einfach beibehalten haben. Wir schießen immer am Samstag vor Weihnachten, das ist heuer der 23.12.“

Das eigentliche Weihnachtsschießen findet an Heiligabend um 15 Uhr am Stand statt. Etwa 30 Minuten lang wechseln Salven, Einzelfeuer mit Echo und Schnellfeuer aus den Böllern der Schützen ab. Die beiden Schützenmeister geben den Einsatz. Beeindruckend ist das Krachen, das Mündungsfeuer und der Rauch, der sich träge wie Nebel über die Landschaft legt. Diese ganz besondere Stimmung gehört für die Karlsteiner zur Einstimmung auf Weihnachten wie Glühwein und Plätzchen!

Kurz vor 24 Uhr an Heiligabend kann man dann beim Aufstieg zum Pankraz-Kircherl das Mettenschießen vor der Christmette erleben. „Das ist besonders stimmungsvoll, besonders wenn schon Schnee liegt. Wir würden uns wirklich freuen, wenn mehr Menschen den Weg zur so aussichtsreich liegenden Pankraz Kirche finden würden,“ wünschen sich die Karlsteiner Schützen.

Zum Jahresende wird am 31.12. wieder um 15 Uhr am Stand geschossen, ebenso zur Begrüßung des neuen Jahres am 1. Januar um 11 Uhr. Zuschauer sind herzlich willkommen!

Alle Termine im Überblick findet ihr hier

   Böllerschützen-Termine