Das Gedicht eines Kurgastes

Wie inspirierend ein Kurhaufenthalt in Bad Reichenhall sein kann, beweist dieses Gedicht eines Kurgastes. Der 86 jährige Gast hat seine private Kur sehr genossen und uns folgendes Gedicht zur Veröffentlichung überlassen:
 

"Kurgenuss"

Der Wecker klingelt um halb acht,

da bin ich fröhlich aufgewacht.

Ich stehe auf und zieh’ mich an,

zum Kaffeetrinken gehe ich dann,

danach zum Arzt in dessen Haus,

dort ziehe ich mich wieder aus.

Nach der Behandlung, wie ich kann,

muss ich erneut mich ziehen an.

Nun eile ich zum Badehaus

und zieh’ mich dort zum Baden aus.

Erfrischt steig’ ich bald aus der Wann’,

und zieh’ mich eilends wieder an.

Mich treibt es in den Ruheraum,

ich zieh’ mich aus, man glaubt es kaum.

Zwei Stunden Pause, was kommt dann?

Erhebe mich und zieh’ mich an.

Zum Essen zieht es mich nach Haus;

zur Mittagsruh zieh’ ich mich aus.

Um drei Uhr muss ich wieder ran,

zum fünften Mal zieh’ ich mich an!

Und zur Massage, ei der Daus,

natürlich ziehe ich mich aus!

Gleich hinterher mich wieder an,

man gilt ja als gestählter Mann.

Dann, müde nach dem Abendschmaus

muss ich ins Bett und zieh’ mich aus.

Ich weiß nicht, wo der Kopf mir steht

und wie es nun noch weitergeht.

Doch in der Nacht im Traum, oh  Graus,

zieh’ ich mich an, zieh’ ich mich aus

und ziehe mich dann wieder an!

Ob man das je vergessen kann?

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(Wolfgang Niedlich)